Text: Swiss Cycling
Der Schweizer Radquer-Sport befindet sich seit ein paar Jahren im Aufwind. Anfang Februar 2020, anlässlich der Heim-Weltmeisterschaften in Dübendorf, erkämpfte sich der damalige U23-Athlet Kevin Kuhn die Silbermedaille; es handelte sich um den ersten WM-Podestplatz seit 2005. Nun, ziemlich genau zwei Jahre später, avancierte Junior Jan Christen im US-Bundesstaat Arkansas zum Weltmeister. Zuvor hatte letztmals 1998 – es war der damalige Junior Michael Baumgartner gewesen – WM-Gold für die Schweiz gewonnen.
Christen, welcher sich im vergangenen Jahr gleich in vier Radsport-Disziplinen den Schweizer Meistertitel in der U19-Kategorie gesichert hatte, bog gemeinsam mit Europameister Aaron Dockx aus Belgien und dem Briten Nathan Smith auf die Zielgerade ein. Dockx, welcher im Unterschied zu Christen kaum Führungsarbeit geleistet hatte, versuchte es von der Spitze aus mit einem langen Sprint. Der Aargauer jedoch vermochte zu reagieren und hatte auf den letzten Metern mehr Reserven. «Es fühlt sich unglaublich an. Ich hatte gewusst, dass die Form gut ist. Die Form allein führt noch nicht zum Titelgewinn, an diesem Tag hat einfach vieles zusammengepasst», liess der 17-Jährige aus Gippingen verlauten.
Für Nationaltrainer Bruno Diethelm beruht der Erfolg einerseits auf einer von A bis Z starken Leistung, anderseits auf der im Vergleich zum Weltcup guten Ausgangslage: «Danke seinen Top-Ten-Ergebnissen im Weltcup konnte Jan erstmals in der zweiten Reihe starten. Diesen doch erheblichen Vorteil hat er optimal genutzt.“
Im Elite-Rennen vermochte Kevin Kuhn die in den vergangenen Wochen registrierten Fortschritte zu bestätigen. Der Zürcher Oberländer, an der WM 2021 in Ostende auf Platz 13 gefahren, begann couragiert und tauchte vorübergehend auf Platz 5 auf. Aufgrund eines Sturzes zur Unzeit – unmittelbar vor ihm war ein Athlet zu Fall gekommen – verpasste der 23-Jährige in der dritten Runde den Anschluss an die achtköpfige Spitzengruppe; das Loch liess sich nicht mehr schliessen.
In der zweiten Hälfte liess Kuhn seine Begleiter stehen, reihte sich als Neunter ein und bescherte Swiss Cycling die erste Top-Ten-Klassierung seit fünf Jahren. 2017 in Luxemburg war Simon Zahner ebenfalls auf Rang 9 gefahren. Er habe gute Beine gehabt und sei mit seiner Leistung sehr zufrieden, resümierte Kuhn. «Das Rennen war schnell und nervös, die Zuschauer haben für eine super Stimmung gesorgt. Leider war das Glück an diesem Tag nicht auf meiner Seite.»
Gold gewann – als erster Brite in der Geschichte – Thomas Pidcock; der Mountainbike-Olympiasieger von Tokio war in Abwesenheit von Titelverteidiger Mathieu van der Poel eine Klasse für sich. Bei den Frauen triumphierte die mittlerweile 34-jährige Holländerin Marianne Vos –zum achten Mal in ihrer Karriere. Letztmals hatte die Grande Dame des Radsports den Radquer-WM-Titel vor acht Jahren gewonnen. Schweizerinnen standen in Fayetteville keine am Start.
Im U23-Wettkampf reihte sich Dario Lillo als stärkster des helvetischen Quartetts auf Platz 12 ein, nachdem er acht Positionen gutgemacht hatte. Der St. Galler ist erst 19 Jahre alt und gehört zum zweitjüngsten der vier Jahrgänge, welche in dieser Kategorie startberechtigt sind und gehört wie Christen zu den aussichtsreichsten Talenten des Schweizer Quersports. Als Junior hatte Lillo vor zwei Jahren die Ränge 3 (EM) und 4 (WM) belegt!