Eine eiskalte Dusche für alle Beteiligten

Dessen war man sich bewusst: Diesen Renntag, insgesamt bereits der sechste im Rahmen des Flückiger Cross, würde niemand trockenen Fusses überstehen. Zu stark waren die Niederschläge am Vortag, zu schlecht die Prognose für den Renntag selber. Typisches Querwetter halt. Doch nicht ganz. Zum Ende des Tages kam es für die Elitefahrer nämlich knüppeldick. Blitz und Donner und minutenlanger Hagel sorgten für Bedingungen am Rande des Erträglichen.

So hatten einige Fahrer frühzeitig genug. Mathias Flückiger zum Beispiel stieg nach zwei Runden aus, primär jedoch deshalb, weil er nicht bereit gewesen sei für sein Heimrennen. Nicht im Kopf (die Zukunft mit einem neuen Team ist noch immer ungewiss), nicht körperlich. Andere Beweggründe hatte der zweifache Sieger und Titelverteidiger in Madiswil, Sascha Weber. Früh hatte der Süddeutsche den Kontakt zur Spitze verloren und kämpfte in den folgenden Runden um einen Platz in den Top 10. Als dann Hagel einsetzte, zog Weber die Reissleine und verabschiedete sich unter die Dusche.

Einen Entscheid, den manch anderer Fahrer im Nachhinein wohl auch als den einzig richtigen an diesem trüben und eiskalten Renntag erachtete. Ein paar von ihnen schafften es nach sieben Runden und mehr als einer Stunde Renndauer gerade so über die Ziellinie, schlotternd, völlig entkräftet. Laut des anwesenden UCI-Kommissärs sei das Zeitfenster zu knapp gewesen, das Rennen um eine Runde zu kürzen – was, angesichts der äusseren Bedingungen, die einzig richtige Entscheidung gewesen wäre. Die dramatische Wetterverschlechterung habe just zu dem Zeitpunkt eingesetzt, als die ersten Fahrer die zweitletzte Runde in Angriff genommen hatten – also ein paar Augenblicke zu spät.

So mussten die letzten zwei Runden wohl oder übel abgespult werden. Und das hinterliess Spuren. Lokalmatador und OK-Präsident Andreas Moser beispielsweise nannte, wie so viele andere, die Kälte als grösstes Problem, ebenso der Zweitplatzierte Nicola Rohrbach. Dieser lag zwar nach einem schnellen Start nach der ersten Runde vor dem gesamten Feld, musste in Runde drei den stark aufkommenden Lars Forster aber aufschliessen und bald auch ziehen lassen. Dem 24-jährigen Quermeister 2016 war an diesem Tag niemand gewachsen. Mehr als eine Minute legte er am Ende zwischen sich und die ersten Verfolger und siegte damit in Madiswil zum ersten Mal.

Spannender verlief das Rennen in Forsters Rücken. Rohrbach liess sich Rang zwei nicht mehr nehmen; Marcel Wildhaber hingegen, der praktisch das ganze Rennen auf Rang drei gelegen hatte, stürzte im letzten Umgang und musste den entfesselt fahrenden Andri Frischknecht und Simon Zahner (in dieser Reihenfolge) noch den Vortritt lassen. In die Top 10 schaffte es Lukas Flückiger als Neunter, Rang 13 holte Andreas Moser.

Nichts geworden ist es bei den Frauen mit dem Auftritt der Dänin Annika Langvad. Die zweifache Marathon-Weltmeisterin im Mountainbike musste grippegeschwächt auf einen Start im Oberaargau verzichten. So wurde aus dem erwarteten Dreikampf um den Tagessieg ein Duell: jenes zwischen Eva Lechner und Jasmin Egger-Achermann. Dabei merkte die stärkste Schweizer Elitefahrerin schnell einmal, dass gegen die 32-jährige Südtirolerin an diesem Tag kein Kraut gewachsen war. „Ich hatte keine Chance gegen sie“, meinte sie nach ihrem Rennen – auf einem Terrain übrigens, welches ihr in jeder Beziehung sehr behage. Der Rückstand auf Lechner nahm von Runde zu Runde zu, am Ende lagen 81 Sekunden zwischen den beiden Spitzenfahrerinnen. Bereits drei Minuten büsste die Italienerin Francesca Baroni auf ihre Landsfrau ein und komplettierte damit das Podest.

Zu kämpfen mit dem äusserst tiefen Boden hatten vor dem Mittag auch die Junioren, welche die Masters und Amateure dank Mauro Schmid auf Distanz halten konnten. Der 18-Jährige vom Team Roth-Akros feierte einen letztlich ungefährdeten Sieg vor Gilles Mottiez (20) und dem früheren sechsfachen Schweizer Meister Christian Heule (42).

Resultate Flückiger Cross

Text: Michael Forster
Bilder: Chris Roos


To top